Heckengäu - Imkerei
  
 

Immer wieder hört man vom Bienensterben und das nicht ohne Grund!

Periodisch gibt es teils erhebliche Verluste, die sich nicht nur einfach mit dem langen Winter oder der Varroa-Milbe und deren unzureichende Bekämpfung erklären lassen. Denn sehr erfahrene Imker, auch Berufsimker,  die schon Jahrzehnte die Völker gegen die Milbe behandeln, haben teilweise Verluste bis zu 80%.

Doch ein "Bienensterben" ist das nicht, denn insgesamt lassen sich die Verluste im Folgjahr wieder ausgleichen. Seit 2010 haben wir wieder steigende Imker- und damit auch Völkerzahlen! Die Honigbiene stirbt dank Imker nicht aus!

Aber wir haben ein dramatisches Insektensterben, das dringend aufgehalten werden muss!

Fakt ist: die Biene ist heute nicht mehr so widerstandsfähig und vital wie noch vor Jahren. Das hat mehrere Gründe:

  • Seit etwa 20 Jahren sind neue, stärkere Pflanzenschutzmittel (PSM, z.B. Neonicotinoide) auf dem Markt, die in der Landwirtschaft, aber leider auch von Hobbygärtnern, in verstärktem Maße verwendet werden. Die einzelnen Wirkstoffe sind auf die Gefährlichkeit für Bienen getestet und entsprechend eingestuft. Aber:
  • 1. sie sind nicht für andere Bestäuber getestet, meist reagieren diese aber noch empfindlicher als die Honigbienen.
  • 2. Es gibt keine Studien darüber, wie die verschiedenen Wirkstoffe gemeinsam auf die Bienen wirken (im Pollen hat man 98 verschiedene Pestizidwirkstoffe nachgewiesen) und es gibt keine Langzeituntersuchungen. Tatsache ist: die Bienen sind kurzlebiger und das Nervensystem wird nachweislich erheblich geschädigt. Die Bienen werden orientierungslos! Nach vermehrten Völkerverlusten sind die Mittel in anderen Ländern schon längst verboten. Hier ist für notwendige Verbote vor allem die Politik gefragt. Aber Deutschland blockiert leider jede Entscheidung, die ein Verbot bedeuten würde, auch z.B. bei der Zulassung von Gentechnik. 
  • Diese Probleme gibt es aber nicht nur bei den Honigbienen, sie gelten für Wildbienen, Hummeln usw. genauso!

Raps und Wasser sind inzwischen problematisch

Unsere Landschaft gleicht mancherorts, leider auch vermehrt in Gärten, einer grünen Einöde, die Monokultur nimmt zu. Immer größere Flächen werden für nachwachsende Rohstoffe für die Energiegewinnung genutzt, z.B. Raps oder Mais. Grünflächen und Wiesen werden mind. 3-mal im Jahr gemäht, auch damit es "sauber" aussieht und Blumen kommen so gar nicht erst zum Blühen oder werden schon vorm Versamen abgeschnitten. Blühende Ackerränder sucht man vergeblich! Die Artenvielfalt bleibt auf der Strecke und ab Ende Juni (oft schon früher) gibt es für Bienen und anderen Bestäuber - Insekten keine ausreichenden Sammelmöglichkeiten mehr.

Sie sammeln dann noch etwas in den Gärten, doch auch hier gilt: nicht alles was blüht, gibt den Bienen und anderen Insekten auch Nahrung, die sie unbedingt brauchen! Deshalb ist auch im Garten die Vielfalt heimischer Pflanzen gefragt. Nicht nur zum Nutzen der Honigbienen, sondern auch für Wildbienen, Hummeln & Co und den Nützlingen. Denn die verschwinden unbemerkt aus unserer Landschaft und so fehlen dort die wichtigen Bestäuber und Nützlinge!

Bitte Pflanzen einsetzen, die als sogenannte Bienenweide dienen, keine gefüllten oder Hybrid-Sorten verwenden.

Fragen Sie beim Kauf danach!

Setzen Sie statt "bienenfreundlicher" Pflanzenschutzmittel Nützlinge bei Schädlingsbefall ein!

Hier gibt es bereits eine große Auswahl und viele kommen auch von allein, wenn man sie nur lässt. 

  • Honigbienen wurden und werden gezüchtet und selektiert nach Eigenschaften, die es dem Imker angenehmer machen, mit ihnen zu arbeiten. Dabei geht es um Sanftmut, Schwarmtrieb, Honigertrag und anderes. Welche Genvielfalt dadurch verloren ging, ist unbekannt. Zunehmend wird der Schwerpunkt bei der Zucht jedoch auf die Vitalität und Gesundheit gelegt. Die Dunkle Biene, die es hier noch vor 100 Jahren gab und die an die z.B. klimatischen Bedingungen der Region bestens angepasst war, gibt es so nicht mehr. Mit Stämmen aus Belgien versucht man sie wieder zurück zu züchten, aber die Ursprungsform erreicht man nicht mehr. Wir betreiben keine selektierende Zucht.
  • Durch die geringere Widerstandskraft ist die Honigbiene anfälliger für Krankheiten, z.B. Nosema, Ruhr, und auch Viren. Letztere werden durch die Bisse der Varroa-Milben vor allem auf die Brut übertragen, sodass diese bereits im Larvenstadium schwer geschädigt wird. Dazu kommt noch die Fütterung mit belastetem Pollen (s.o.). So haben die schlüpfenden Bienen kaum eine Überlebenschance. Deshalb muss der Imker hier schon vorbeugend eingreifen und zumindest die Varroamilben so erfolgreich wie möglich bekämpfen. Leider müssen dafür immer höhere Dosen, vorrangig Ameisen- und Oxalsäure, eingesetzt werden. Das belastet zusätzlich, deshalb wird auch nach mechanischen Behandlungsmethoden und Bearbeitungstechniken für Imker geforscht. Dabei geht es um die Zucht auf Varroatoleranz, oder Behandlungen mittels Brutwabenerneuerung und Fangwabensystem.
  • Mittlerweile weiß man, dass einige Virenarten auf Wildbienen übertragbar sind. Auf der Blüte treffen sich Honigbiene und Hummel und so können auch Wildbienen geschädigt werden.

Jeder Einzelne kann dazu beitragen, dass Honig- und Wildbienen in unserer Natur erhalten bleiben.

Sei es als Verbraucher durch entsprechendes Kaufverhalten, z.B. regionale Produkte,

sei es als Gartenbesitzer durch sorgsame, auch biologische, Schädlingsbekämpfung und insektenfreundliche Bepflanzung.

Sei es als Wähler und mündiger Bürger, sich zu informieren und seine Meinung auch mal zu äußern, z.B. bei Unterschriftenaktionen zum Thema TTIP oder Glyphosat.

Bringt nichts? Doch, die Masse macht´s und dazu kann jeder etwas beitragen.